NACHLESE zum Thema VERTRAUEN vom 13.07.2011
Wir beginnen mit einem weit verbreiteten Fallbeispiel aus dem Unternehmensalltag. Eva ist Gründerin und möchte gemeinsam mit einer Grafikerin ihr Logo entwickeln. Sie wendet sich an Paula, die ihr von einer Kollegin empfohlen wurde. In ihrem Termin stellt Eva ihre Wünsche und Vorstellungen dar und freut sich über das angenehme Gespräch mit Paula. Sie fühlt sich gut verstanden und ist voller Vertrauen in die Kompetenz dieser netten Fachfrau. Als sie gespannt die Email mit dem ersten Entwurf geöffnet hat, ist sie so irritiert über das Ergebnis, dass sie ganz blass wird von den Selbstzweifeln an der eigenen Kommunikationsfähigkeit. Erst am nächsten Morgen kann Eva den Telefonhörer ergreifen und sich mit Paula über Erwartungen und Machbarkeit verständigen. Als sie beim zweiten und dritten Entwurf nach Luft schnappen muss, entwickelt sich die Unsicherheit zu einem satten Ärger. Laut Vertrag ist damit die Anzahl der Entwürfe ausgeschöpft, wenn es bei dem vereinbarten Honorar bleiben soll. Und die Druckerei steht bereits in den Startlöchern, denn Eva möchte sich auf der Tagung in einer Woche mit neuen Visitenkarten präsentieren. Auch Paulas emotionaler Pegel ist angestiegen. Dort, wo zu Beginn gegenseitiges Vertrauen war, herrscht jetzt eine Atmosphäre von Ärger, Misstrauen, Unverständnis und Zeitdruck.
Die Gedanken schießen kreuz und quer aus jedem Winkel des Gehirns und ergießen sich in einem leidenschaftlichen Anfall von Zerstörung. Sie stellen grundsätzliche Fähigkeiten in Frage, zweifeln an, beschuldigen und enden irgendwann mit einer gnadenlosen Verur-teilung der Anderen. Wie kann sie nur … ! Hat sie mir nicht zugehört? Wie kann mir … nur diese Paula empfehlen?! An dieser Stelle ziehen wir es vor, das emotionale Feld von Eva und Paula zu verlassen.
Was ist zu tun? Uns fallen eine Menge Lösungen ein. Doch die funktionieren nicht, wenn wir emotional negativ geladen sind. Ein sinnvoller Vorschlag wie miteinander reden setzt eine beiderseitige Bereitschaft voraus, zuhören und von sich sprechen zu können. Um von sich sprechen zu können, müsste frau jedoch bei sich sein, statt außer sich. Und genau das ist die Boschaft! Wenn wir bei uns sind, können wir vertrauen!
Und wie ist es möglich, schnellstmöglich aus einer emotionalen Disharmonie herauszu-kommen?
! Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.
Wenn wir das wissen, verstehen wir leicht, dass wir das Energievolumen einer Emotion oder eines Gedanken vergrößern, je mehr Aufmerksamkeit wir darauf richten. Es kann u.U. richtig Spaß machen, aus einem Ärgerchen einen ausgewachsenen Ärger zu produzieren bis wir vor Erschöpfung in uns zusammensacken, weil wir unsere Lebenskraft veräußert haben. Was ist zu tun, wenn sie wiederhaben wollen?
! Wir beginnen mit einem tiefen Atemzug und richten die ganze Aufmerksamkeit auf uns selbst und diesen einen Atemzug. Hand auf´s Herz, wir sind schon fast zu uns selbst zurück gekehrt. Das meine ich wörtlich. Legen Sie Ihre Hand auf´s Herz. Und schon ist Ihnen wohler. Wir können diesen Richtungswechsel unserer Aufmerksamkeit mit einer ganz bewussten Geste verstärken. Eva schaut und zeigt in diesem Fall auf ihren Ärger und auf Paula.
! Dann sagt sie ganz entschieden „ich hole meine Energie zurück zu mir,“ und führt mit der Hand eine zurück holende Geste aus, bis ihre Hand auf ihrem Herzen liegt. Die Geste wirkt augenblicklich. In der Regel folgt aus tiefem Herzen ein ganz natürliches Aufatmen. Der Körper fühlt sich schon wieder lebendiger an, fast so, als hätte er nach einer langen Durststrecke einen ersten Schluck Wasser genossen.
! Im nächsten Schritt legt Eva ihre Hand auf die Stirn und führt sie ganz langsam und bewusst zu ihrem Herzen. Jetzt atmet sie noch einmal wie von selbst auf und spricht den Satz „ich bin hier!“ Herzlich willkommen zu Hause, liebe Eva. Jetzt kann Eva wieder vertrauen. Jetzt ist sie entscheidungsfähig. Gewöhnen wir uns an, Entscheidungen für etwas zu treffen, statt gegen etwas.
! Enscheidungen treffen FÜR heißt gleichzeitig loslassen VON. Jede Entscheidung ist die Annahme unserer Energiefülle. Das bedeutet, dass wir unsere Lebenskraft von dem entbunden haben, was wir loslassen können. Die Energie fließt direkt zurück zu uns. Wir alle kennen das Wohlbefinden und das Gefühl der Erleichterung, sobald wir eine Entscheidung für etwas getroffen haben.
Wenn wir wieder bei uns sind, statt außer uns, haben wir die Sicherheit zurück gewonnen, mit der wir, ganz im Vertrauen in uns selbst, das Gespräch aufnehmen können. Wir wissen wieder, was wir wollen und was nicht. Wir haben erkannt, dass es das Beste ist, bei uns zu bleiben, weil wir hier klar sehen und empfinden können.
Eva weiß nun, dass sie ihr Logo in der Qualität bekommen wird, wie sie es haben möchte. Wenn Paula eine ähnliche Erkenntnis gewonnen hat, werden sie die Aufgabe gemeinsam meistern. Anderenfalls wird Eva eine neue Wahl treffen. Denn sie hat durch diese Erfahrung gelernt, wie wichtig es ist, immer wieder zu sich selbst zurück zu kehren, selbst wenn sie sich ein weiteres Mal veräußern sollte. Den Weg dorthin kennt sie ja. Und wir kennen ihn auch.